Obwohl es mir derzeit eigentlich nicht an offenen Projekten mangelt, werde ich trotzdem noch mal eins zwischenreinschieben: Kürzlich habe ich mir ja einen leicht perforierten und bereits reparierten Kamikaze Butterfly aus dem Drachenforum geleistet. (War auch so beschrieben – soll also keine Kritik am Zustand des Drachens sein!) Zudem sind die Berührpunkte des Bogenstabes schon ziemlich durchgescheuert. Die ideale Basis also, dem Gestänge und der Waage ein neues Segel zu gönnen.
Im Gegensatz zum Antigrav wird jedoch das Segel (zumindest vorerst) nicht aufgetrennt. Daher ist die Erstellung der Schablonen direkt von den Original-Paneelen nicht möglich. Außerdem soll später eventuell noch eine Zwei-Meter-Version folgen, so daß ein CAD-Plan in jedem Fall von Vorteil ist.
Als erstes werden ein paar Detailaufnahmen gemacht und die Positionen der Verbinder vermessen. Die Schenkel der Waage werden direkt nach dem Lösen von den Anknüpfpunkten entsprechend gekennzeichnet. Gerade bei einem Vierleiner mit sechs Befestigungspunkten pro Seite ist das unerlässlich!
Dann geht es an´s Entstaben. Die wenigen Verbinder der Leitkante sind schnell entfernt. Die Klebereste an den Stäben lasse ich bewußt dran, um später eine bessere Orientierung für die Verbinderpositionen beim Neuaufbau zu haben.
Da Icarex zum knittern neigt, habe ich das Segel nun erst einmal bei niedriger Temperatur gebügelt. Dadurch läßt es sich dann besser plan auslegen um die genauen Maße abnehmen zu können.
Um nun in aller Ruhe messen zu können, habe ich das Segel kurzer Hand an den äußeren Kanten mit doppelseitigem Klebeband auf eine Glasplatte geklebt. Da verrutscht jetzt nichts mehr, und auch die Radien der einzelnen Kanten können leichter und genauer abgenommen werden.
Gemessen werden jetzt die Längen aller äußeren Kanten. Auch bei den gebogenen Kanten wird jeweils gerade von Eckpunkt zu Eckpunkt gerade gemessen.
Für die genaue Konstruktion am CAD sind ebenfalls die Längen der “diagonalen” Verbindungen der Eckpunkte nötig. Sie werden also ebenfalls ausgemessen und in eine Skizze eingetragen.
Zu guter Letzt folgt noch das Vermessen der verschiedenen Radien an den Segelkanten.
In der Mitte der jeweiligen Kante wird die maximale Ausprägung der Kurve gemessen. Mit ein paar weiteren Messungen im jeweils gleichen Abstand rechts und links von der Mitte wird überprüft, ob die Kurve gleichmäßig ist, beziehungsweise einem Kreisstück entspricht. Ist dies nicht der Fall, werden die Abweichungen von der Verbindungsgeraden in regelmäßigen Abständen gemessen und notiert.
Die Paneelaufteilung soll ebenfalls in den Plan aufgenommen werden. Da die Aufteilung keinen besonderen technischen Vorgaben zu folgen scheint, reicht hier eine gute Annäherung. (Anders wäre es eventuell, wenn beispielsweise der Fadenverlauf besonderen Spannungslinien im Segel folgen sollte, oder Funktionsnähte vorgesehen wären. Dies ist oftmals bei Zweileinern aus dem Power- und Speed-Bereich der Fall. Versteifende Kappnähte entlang der Verbindungslinien zwischen Drachennase und Standoff, oder entlang der Segellatten sind hier oftmals bewußt vorgesehen und technisch notwendig.) Der Fadenverlauf der jeweiligen Paneele wird später natürlich trotzdem berücksichtigt werden. (In der Regel immer senkrecht zur jeweiligen Außenkante)
Um die einzelnen Paneele auf den späteren CAD-Plan übertragen zu können wird ein Photo des aufgespannten Segels erstellt. Dieses sollte möglichst senkrecht zu, sowie mittig über der Segelfläche erstellt werden. Je größer der Abstand, desto besser. So erhält man annähernd eine Parallel-Projektion des Segels und der einzelnen Paneele. Für die Erstellung des gesamten Plans wäre mir das zu ungenau – für die Paneelaufteilung sollte es genügen.
Das Segel bleibt erst mal noch aufgeklebt. Dann können bei Bedarf noch Kontrollmaße abgenommen werden.
Ein wichtiger Hinweis noch zum Schluß: Das hier beschriebene Vorgehen stellt die Reparatur eines vorhandenen Original-Drachens dar. Da es sich bei dem Drachen um ein aktuell im Verkauf befindliches Modell handelt, werde ich weder Pläne oder Schablonen verleihen, herausgeben oder kopieren, noch konkrete Maße veröfffentlichen. Der Fokus liegt vielmehr darauf eine Anleitung zur Instandsetzung oder zum Neuaufbau eigener Drachen zu geben.